Chile Abenteuer – Reisebericht

CHILE,  wir kommen

Geplant ist geplant, also am 16.1. soll es losgehen.

Ihre Fahrkarten bitte“ das Länderticket noch ohne eingeschrieben Namen. Schnell noch hingekritzelt. „Ihren Ausweis bitte!“, wenn es sein muss. Das hätte gerade noch gefehlt das die Reise am eingeschriebenen Namen scheitert. Flughafen Menschenleer? Doch nicht ganz. Gemütlich noch einen Kaffee getrunken und das Einchecken abgewartet. Air France, aha hier!

Unsere kleinen Koffer sind schnell weg. Alle Flüssigkeiten haben wir vorsorglich in einem Extrakoffer als Handgepäck, zum Vorzeigen und mitnehmen. Genau falsch, wir kaufen Plastetüten mit Verschluss und verstauen dort was geht. Es geht natürlich nicht alles rein.

Was nun? Alles wegwerfen? Nein. „Wenn Sie alles in die kleine Tasche packen und als Reisegepäck aufgeben, kein Problem“. Also schnell zurück zum Einchecken und das Köfferchen abgegeben. Die Fahrfußwege kommen uns gerade recht, denn jetzt ist die Zeit tatsächlich knapp geworden. Der Minikoffer, später der Kleinste auf dem ganzen Gepäckförderband in Santiago, wird wortlos entgegengenommen. Eine Sache von weniger als einer Minute. Das Häufchen Passagiere steigt in die Maschine der „Air France Regional“ ein.

Eine Gurke mit Flügeln. Ein Sitz links und zwei Sitze rechts, das war s.

Landung auf dem Irrgarten „George Pompidou“. Wir haben genug Zeit. Erst mal sehen wo unsere Abflugstelle ist. Abgeschlossener Bereich , Zutritt nur mit Ticket, Austritt auch nur mit Ticket. Bewaffnete Patrollien. Wie schreibt man patrollieren? weis ich nicht!

Wie sieht eigentlich ein richtiger Pariser aus? Ab und zu gibt es einen europäisch aussehenden Menschen. Einige Bereiche kommen ganz ohne Ur-Pariser aus. Zumindest für mich eine Überraschung. Im „Irish Pub“ noch in aller Ruhe ein großes Bier genießen.

Endlich einsteigen, über eine lange Gangway direkt in den Flugzeugbauch. So einen riesigen Vogel habe ich noch nie gesehen. Boing 777. Cool diese Bissnes Class. Durchtreten zu den billigen Plätzen. Rechte Seite, Handgepäck verstauen und hinsetzen. Neben uns zum Gang zu sitz eine nette Chilenin. Im Mittelgang sind noch mal vier Plätze und andere Seite noch mal drei. Ein älteres Modell würde ich denken.

Endlich Abfahrt zur Startbahn. Der Weg ist so lang und kreuzungsreich das man denken könnte, hier kann man sich bestimmt verfahren.Die Maschine hebt fasst unmerklich ab und schwebt über dem riesigen Paris.Das übliche Bla Bla über den Notausstieg und so.

Rausgucken so lange es geht dann die nähere Umgebung im Flugzeug checken. Scheinbar außer uns alles Flugprofis. Mein Vordermann oder Frau geht sofort in Schlafstellung. Nichts mit gemütlichem Fernsehen gucken. Soweit lässt sich der Bildschirm nicht hochbiegen, dann eben mit schlechtem Bild. Neun Möglichkeiten bietet der Bildschirm an, dann noch mal viele Untermöglichkeiten für Filme oder Musik. Aussuchen und starten. Fehlanzeige. Aussuchen und nicht starten. Wie machen es nur die Anderen? Was gucken die Anderen. Ein Mann vor mir tippt genervt auf den Bildschirm und findet bis zum Ende des Fluges kein Programm.

Als ich endlich einige Möglichkeiten herausgekriegt habe, möchte ich dem Plins vor mir sagen wie es geht. Wer weis wie alle reagieren, Vordermanns Nachbarn meine Nachbarn?

In der Seitenlehne entdecke ich eine sehr interessante Fernbedienung, toll. Ich klingle versehentlich nach dem Schief. Per Kopfhörer höre ich überall mal rein. Nerv.

Was Sehen denn die Anderen? Überall ein bisschen mitgucken und ab und zu Zwischenschlaf halten. Endlich Abendbrot ca. 2 Uhr. Wir probieren das ganze Getränkeangebot durch, so weit möglich. Tee, Kaffee, Bier, Wein, Wasser, Saft. Alle Reste verschwinden im Rucksack. Man weis ja nie. Da mein Bildschirm zu schräg steht, sehe ich der Vorderfrau ihren Film. Sie hält verbissen bis zum Schluss die Fenster-Schalosine geschlossen. Eine vielfliegende Chilenin, sie kennt das Personal persönlich. Der Toilettenbesuch ist nur möglich wenn die schlafende Nachbarin wachgerüttelt wird, also rütteln wir sie wach. Da sie nicht groß ist, verständigen wir uns das nächste Mal auf s drüberklettern. Wir fliegen der Zeit hinterher. Das Frühstück fällt auf den späten Vormittag. Wieder alle Rester in den Sack. Was wir jetzt unter uns sehen müssen die Anden sein. Wir fiebern der Landung entgegen, es dauert aber noch fast zwei Stunden bis es soweit ist.

Endlich Unten. Strahlender Sonnenschein, man sieht das hier Sommer ist. Palmen, vertrocknete Wiesen. Geschafft. Gangway, Treppauf Treppab und sommerlich schwüle Luft.

Passkontrolle, J. mühselig erworbenes Visum erweist sich als Objekt für den Kontrolleur, ein Anderer muss es machen. So, auch das ist geschafft.

Am nächsten Band fährt unser Gepäck inzwischen spazieren. Wir haben alles beisammen und wollen raus. Alles noch mal aufs Band legen zur Kontrolle, unbedingt. Alles ansacken und raus. Mal sehen wo Matthias auf uns wartet.

Tja wo? Da wartet nicht nur Matthias, da warten Hunderte. Mit uns ist noch ein Jumbo aus Madrid gelandet.

Langsam kriegen wir Panik. Die Telefonnummern funktionieren natürlich nicht. Wir haben die Adresse, Valparaiso, Tempeleman. Ich laufe die zwei Ausgänge ab und steige noch mal auf die Promenade, niemand zu finden!

Ganz aufgeregt ist Matthias als er uns endlich findet. Gott sei Dank. Mutti  ist auch ganz aus dem Häuschen. Man sieht ihnen die Erschöpfung an. Ortszeit halb zehn früh, noch mitten in der Nacht wenn man spät ins Bett kommt. Erst mal für alle tief Luft holen. Wir müssen aus unserer Zivilistenbekleidung in eine Touristenkluft, sonst schwimmen wir weg. Wir ziehen uns um. Das Gepäck von Mutti muss untergebracht werden, wir fahren mit dem Bus in die City.

Matthias lässt uns U-Bahn fahren und sein spanisch bewundern.

Nach Beratung was jetzt zu tun wäre, entscheiden wir uns für einen Aussichtspunkt von wo aus man die fast die ganze Stadt überschauen kann.

Die Sonne feuert, Ort und Zeit können beim besten Willen nicht mehr gefühlt werden.

Der Weg zum Park ist äußerst interessant. Ein reisender Fluss mitten durch Santiago, eine Unmenge eiliger Busse und Taxi s. Vollbeladene kleine Transporter, ein über und über mit Blumen geschmückter Leichenwagen und ein richtiges alternatives Kneipenviertel.

Moderne, Historie und Latinobauten lösen sich ab. Die soziale Situation kann man nicht wahrnehmen, trotzdem typisch südländische Atmosphäre.

Vor dem Aufstieg, Assensor Auffahrt, zum Berg machen wir unsere erste Rast.

Jetzt kommt meine Grosse Stunde! Mein ganzer Vorrat von zu Hause und aus dem Flugzeug wird Ruck Zuck verputzt. Wir sind gerettet. Geld kann ich leider noch nicht tauschen.

Der Assensor(Fahrstuhl)gleicht einer Bergwerkslori. Jetzt werden erst mal ordentlich Fotos gemacht. Leider etwas diesig von hier oben aus.

Mit dem Assensor wieder hinunter ins Kneipenviertel. Trotz sächsischen Dialektes werden wir als Deutsche identifiziert, keine 3 Stunden in Südamerika und schon Deutsche getroffen. Fehlanzeige. „Wir sind Brasilianer aus einer deutschen Stadt im Süden, wir sprechen kaum noch deutsch, nur „Deutsche Welle digital“ hilft uns die Sprache zu üben. Unsere Gruppe macht mit 3 Reisebussen eine Rundfahrt“ Da bin ich erst mal platt.

Jetzt langsam zurück und Mutti zum Flieger bringen. Vorsorglich suchen wir uns etwas zu Essen. Wir haben etwas gefunden. Wieder eine Überraschung, es gibt ein Überangebot an Konditoreiwaren, alles süß und sahnig, auf spanisch KUCHEN.

Ich habe ein komisches Gefühl, als ob ich nicht ich wäre.

Zurück zum Busbahnhof und dann in einem Luxusbus nach Valparaiso. Die Autobahn dorthin ist neu und eine Mautstrecke. Der Busfahrer muss tatsächlich bezahlen. Mein Sitznachbar schläft. Die Sonne scheint und das Fenster ist mit der Gardine geschlossen, natürlich möchte ich etwas von der Landschaft sehen. Ich öffne die Gardine ein wenig, ja so geht es. Kurzes Gespräch mit Matthias und wieder zum Fenster geschaut. Da hat der schlafende Latino die Gardine wieder geschlossen obwohl die Sonne gar nicht auf dieses A.. scheint

Wir fahren in Valparaiso ein.

Als erstes sehen wir einen riesigen Gemüsemarkt gleich am Stadteingang, dazu eine noch riesigeres Kupferkabelende als Denkmal,

Hauptstraße

täglich wechselnde Märkte am Denkmal

Bellavista

gleich geht es weiter mit den Superlativen, ein riesiger Regierungspalast. Gegenüber der ganz normale Busbahnhof mit Halle und Taxi s. Hier pulsiert erstmals alles südamerikanisch. Eine Frau winkt ein Taxi heran, es scheint eine bezahlte Tätigkeit zu sein. Der Taxifahrer wittert ein gutes Geschäft und macht einen ordentlichen Preis. Matz klärt die Lage und wir fahren mit einem ehrlichen Taxifahrer zur vorbestellten Pension.

Volle Straßen, jeder hupt so gut er kann und fitzt sich vorwärts.

Als erstes großes richtiges Erlebnis erweist sich die Pension. Ein eingewanderter Franzose namens Philipp betreibt in seinem Haus Zimmervermietung mit Frühstück. Doppelzimmer für 2 Personen inklusive Frühstück für 22 Mäuse, da kann man nicht meckern. Philipp und Matthias kennen sich. Gleich von der Tür geht es die Treppe hoch, dann durch einen zum Museum gestalteten Flur vorbei an der Küche in die nächste Etage. Es zählt erst einmal nur das Bett. Das Zimmer ist groß, hat ein Doppelbett, es gibt Möbelstücke die als Nachtschrank fungieren und Tisch und Stühle. Materielles ist Schall und Rauch, uns bietet sich ein nicht zu überbietender Ausblick über Hafen, Meer und Valparaiso. Traumhaft schön.

Ich hätte nicht gedacht dass wir das Fenster mehrmals öffnen und schließen können. Es ist nicht wie befürchtet in den Hof gefallen. Ein klassisches englisches Fenster zum hochschieben. Im Bad war erst mal alles da, Waschbecken, Badewanne mit Duschvorhang und Brause. Warum also traurig sein.

Mitten im Weltkulturerbe. Näher konnte man gar nicht dran sein. Die Treppe zu unserer Etage erweckt erst einmal wenig Vertrauen, die meisten Sprossen des Geländers sind schon damit sich selbst zu halten überfordert. Der Glaube hält das Geländer zusammen genauso wie die Treppe überhaupt. Warmes Wasser? Bestellen wir Morgen. J. glaubt nicht mehr atmen zu können vor Erstaunen. Fassungslosigkeit und Faszination würgen sich. Sofort eine andere Bleibe suchen!   Sofort! Keine Panik auf der Titanic. Wer weis ob wir noch mal etwas in so einer Lage finden und dazu noch der ebenso traumhafte Preis. Weltkulturerbe ist doch schon mal ein guter Anfang für diesen historischen Stadtteil.

Hafen von Valparaiso

Hafen von Valparaiso

Touristenboote

Kreuzfahrer in der Warteschleife

Bevor die Sonne untergeht nehmen wir uns vor die naheliegendsten Straßen zu besichtigen. Weit weg trauen wir uns noch nicht, dazu gibt es auf engstem Raum einfach zu viele Treppen, Gassen, Gässchen und bunte Häuser. An den Grafittis könnte man sich orientieren. Jedes Grafitti ein Kunstwerk, eine eigene Postkarte wert.

Und überall die hübschen Hunde, alle wohlgenährt(in Chile sind alle wohlgenährt) Obwohl alles Straßenhunde sind, könnte ich jeden einer Rasse zuordnen.

Ein mobiler Fruchthändler hat einen Stand aufgebaut. Wirklich ein gutes Angebot. Avocados sind reichlich in allen Reifegraden zu bewundern. Welche Rolle dieses Gemüse spielt werden wir noch zur Genüge spüren.

Lautes melodisches Blechschlagen hört man aus allen Gassen. Einige Tage später lüftet sich das Geheimnis. Als das Geräusch genau unterhalb der Küche erklingt springen wir vom Frühstück auf. Und siehe da, auf der Ladefläche vom Transporter steht ein Mann und spielt auf den gefüllten Propangasflaschen Klavier, Verzeihung Zyllophon.

Bis zur Av. Alemania sind wir noch gelaufen. Genug, jetzt geht es auf Nahrungssuche.

Matzes WG Partner empfehlen uns ein Restaurant zwei Minuten von unserer Pension.

Wirklich 5 Sterne, alles vom Feinsten, auch das Personal.

Schlafenszeit. Feuerprobe für unser Bett, zu zweit unter Einer Decke…..geht! Berauschender Ausblick über das nächtliche Valparaiso. Die Valpariser sind ein nachtaktives Völkchen. Das Lieblingsspielzeug aller Südländer ist auf jeden Fall eine ordentliche Alarmanlage am PKW.

Bevor ein Valpoer sein Auto in Sichtweite abstellt, ist es Bürgerpflicht allen Menschen zu zeigen wie viele verschiedene Töne eine Alarmanlage abspielen kann. Im Hafen wird alles abgearbeitet wozu bei herrlichem Sonnenschein noch keine Zeit war.

Filmende.Ich glaube nicht das es ein Bett gibt das genauso viel quietscht wie Dieses. Jetzt ist aber Sendeschluss. Eine Stunde später. Hilfe, das Haus stürzt zusammen. Ach l…..mich.

 

Der erste Tag in Valparaiso Pablo Neruda Haus

Vor dem Frühstück kommt erst einmal die Morgentoilette. Apropos Toilette. Das moderne Keramikbecken verfügt über einen eigenwilligen mit Wasser gefüllten Schacht, der so groß ist wie ein 12 Liter Wassereimer. Trotz dieses Vorzuges ist es in der Regel mit einmal spülen nicht getan. Wenn an anderer Stelle Wasser abgenommen wird, ist erst einmal das Wasser im Bad weg. Mit wilden Regulierungen an den Wasserhähnen versucht man das Wasser wieder fliesen zu lassen. Alles Quatsch, wie sich später herausstellt. Geduld ist das Geheimnis, wenn das Wasser weg ist braucht man nur zu warten bis es wieder da ist.

Auf das Frühstück bin ich schon mal gespannt. Schöne frische Brötchen, Konfitüre, selbstgepressten Orangensaft, reichlich gekochten Schinken, Kaffee o.k.

Wir waren nicht allein, eine Wanderin aus Neuseeland saß gemütlich da und as.

Kurzes Bla Bla.

Ich glaube wir hatten uns schon jetzt mit dem Quartier abgefunden. Jetzt müsste Matz wieder unter uns sein, also haben wir ihn um 10 aus dem Bett geschüttelt. Freundlicherweise haben uns seine WG Partner einen Kaffee angeboten. Matz hatte tatsächlich noch geschlafen. Sonnenschutzcreme auftragen, ganz wichtig! Ozonfreies Gebiet.

Bucht von Valparaiso

Blick vom Hügel

 

Matz, ich dachte gestern das Haus stürzt zusammen, das war nichts, wahrscheinlich ein Erbeben.

Es war an der Zeit Geld zu tauschen, das Quartier musste bezahlt werden und ich wollte mich nicht geldlos fühlen. Bank und Zentrum waren nur 5 Minuten entfernt.

Der erste Platz könnte aus einem Film stammen. Totales Gewirr aus Unterschiedlichsten Häusern, Grafittis, Menschen ,Hunden, Collektivos (Gemeinschaftstaxis) mit fester Wegstrecke, unendlich viele Busse, Hupkonzerte, Hektik. Es wird um jede Sekunde und um jeden Straßenmillimeter gekämpft. Zum Glück zeigt die Ampel genau in wie viel Sekunden mit Grün gerechnet werden kann. Noch fünf noch vier noch drei, und schon stürzen alle los. Busse und Taxis kämpfen sich bis zu letzten Sekunde durch. Siehe da, eine Touristeninformation, ein Stand kleiner als das kleinste Buswartehäuschen aber trotzdem mit drei netten Menschen besetzt.

Ein imposantes Denkmal, bewacht und mit ewiger Flamme (die gelegentlich von den Posten mittels Feuerzeug am flammen gehalten wurde). Eine Schifftragödie aus dem Peruanisch Chilenischen Krieg. Matthias gibt sich als geschichtskundiger Stadtführer zu erkennen.

Auf dem Platz vor dem Rathaus ist ein Einstieg in den Untergrund, im Stil einer halbgeöffneten Kellerluke. Nachdem wir alles Mögliche genauestens studiert hatten, wanderten wir die Tempeleman wieder hinauf.

In der Pizzakneipe „Alegretto 1“haben wir Mittag gegessen. Ganz ordentlich. Ein Engländer versucht sich hier. Matz ist noch voll daneben, schlaf gut.

Wir sind einfach fit und steuern den ersten touristischen Höhepunkt an.

Avenua Alemania

Pablo Neruda Haus San Sebastiana

 

Das „Pablo Neruda Haus“ „La Sebastiana“. Von uns aus geht es die Tempeleman hinauf, die letzten hundert Meter der Straße sind nur noch Treppen links und rechts und in der Mitte Erde und Sand mit Steinen, die auf einem kleinen Platz mündet. Dort hat der Gemüsehändler seinen Stand. Die Tempeleman stößt dort auf einen nüchternen Kirchenbau.

Hier beginnt die „Avenue Alemania“. Hier sollen wir langspazieren hat Matthias gesagt.

Eine mittelbreite Straße mit etwas Fußweg links oder rechts oder gar nicht.

Tatsächlich kann man einige massive Häuser in typisch deutschem Baustil ausmachen.

Valparaiso ist auf 45 Hügeln errichtet und wir bewegen uns gerade zum nächsten, links neben unserem Namens Conzeption, dem zweiten vom Hafen aus gesehen. Der nächste Hügel trägt den Namen „Bellavista“. Jeder Hügel hat einen eigenen Namen, Cordillera, Miraflores, Alegre, San Juan de Dios, O Higgins uns so weiter.

Die Bauten sind hier ein Gemisch der sozialen Schichten. Total baufällige Blech- und Uraltholz-Hütten und attraktive größere Eigenheime. Hunde und Katzen begleiten uns.

Sogar kleine Aussichtstellen mit kleinen Betonsitzelementen sind eingerichtet. Interessant wie die Bewohner jeden Zentimeter nutzen und oft bis zu vier Stockwerken die Häuser den Hang hinauf klettern lassen. Ca. ein Zimmer pro Etage. In regenarmen Regionen wird das wahrscheinlich funktionieren. Bei uns wären solche Häuser schon den „Bach runter gegangen“. Linienbusse fahren hier auch die steilsten Straßen entlang.

Uns begegnen die ersten Jugendlichen denen nicht zu trauen sein könnte. Aufmerksame Chilenen warnen uns, Videokamera und Digitalfotoapparat nicht so leger zu tragen wegen immerwährender Diebstahlgefahr. Rechts klebt eine Schule am Hang, die gerade teilrenoviert wird.

Ein kleines Schild verweist auf unser Wanderziel Casa Pablo Neruda“. Links geht es durch ein Gartentor in einen kleinen Park. Jeder Zentimeter des Anwesens ist parkartig gestaltet obwohl das Gesamtgrundstück nicht größer als dreihundert Quadratmeter ist. Treppen, Torbögen, ein kleiner Teich, Spielplatz, Pavillon, Miniwiesen und eine Aussichtsterasse. Man fühlt sich plötzlich in einer anderen Welt. Alles grünt und blüht. Touristen von der Südhalbkugel. Viele Kinder sind dabei. Wir wollen Eintritt bezahlen. Doch so einfach geht das nicht. In der Rezeption sind mindestens sieben Mitarbeiter von denen eine Tausend sagen kann. Ich hab mich fast erschrocken als sie Fünftausend sagt. Eigentlich spricht hier niemand deutsch.

Wir bekommen ein Holzamulett mit der Nummer dreizehn und sollen warten bis wir aufgerufen werden. Wir gehen noch mal durch den Park, genießen die Aussicht. Da hat sich Neruda einen sehr schönen Platz ausgesucht. Der interessanteste Teil von Valparaiso mit Hafen und Häusermeer liegt genau vor bzw. unter uns. Vor dem Eingangsbereich gibt es nur eine Sitzgelegenheit. Ich setze mich auf einen Luftstuhl. Die Angestellten freuen sich und unsere Nummer wird wenig später in Englisch aufgerufen.

In jedem Zimmer ist mindestens ein Angestellter. Fotoverbot, wir sind die Einzigen die das gelesen und verstanden haben. Personal gibt es hier übrigens überall sehr reichlich. Nur eins der vier Stockwerke klebt am Hang, die Übrigen ragen in den Himmel. Jedes Stockwerk wirkt wie losgelöst vom Oberen oder Unteren. Übergroße Fenster soweit der Raum das irgendwie hergibt, an anderer Stelle Bullaugenfenster um Schiffscharakter zu imitieren, Galionsfiguren und reichlich Informationen über Neruda als Konsul, Botschafter, Nobelpreisträger, Schriftsteller und Frauenliebhaber. Alles doch irgendwie verkitscht. Kitsch hat in Chile den gleichen Namen und ist im Augenblick absolut in.

Wir halten uns ziemlich lange .in dem Wohnmuseum auf. Die Sonne brennt nicht mehr so.

Tschüß. Gleich um die Ecke geht die Straße steil in das Stadtzentrum zurück. Avenue „Ferrari“, mal mit einem R und mal mit zwei. Einhundert Meter weiter ein kleiner Souvenirladen. Endlich mal etwas Gescheites und nicht nur solche 0815 Andenken wie wir bisher gesehen haben. Ich kaufe zwei Plakate und verschiedene Ansichtskarten, J. findet auch etwas. Die Sonne verschwindet hinter dem Berg. Auf unserem Stadtplan ist noch die Straße „Rudolph“ als interessant eingezeichnet, wir gehen ein paar Meter… doch lieber ins Zentrum.

Wir entdecken einen kleinen interessanten Markt abseits der Hauptstraße. Schöne Läden und Hotels. Taxis, Obst, Gemüse, Torten und Kuchen, Kneipen, Touristen und Kino. Eine Filmkulisse.Hier gehen wir wieder mal hin!

Es ist dunkel, Matthias müsste sich erholt haben. Wir laden zum Essen ein. Wenige Meter in Richtung Hang mit märchenhaftem romantischem Ausblick auf die Stadt, Bucht und Hafen.

Die Gaststätte ist richtig toll, ich versuche auf Deutsch zu bestellen, Matthias ist empört. ……..die verstehen dich nicht. Die argentinische Kellnerin sieht aus wie Model.

Gas anzünden für warmes Wasser missglückt, das muss noch mal in Ruhe am nächsten Morgen probiert werden. Es ist schon spät, trotzdem kommt man nicht vom Fenster weg. Als ob ein interessanter Film läuft. Im Hafen ist viel Betrieb. Ich dachte erst Dockarbeiter fahren zur Arbeit, aber es sind Touristen mit orangenen Schwimmwesten auf Hafenrundfahrt.

Gute Nacht! Äh äh, das sehen die Latinos anders. Irgendwann hupt einer lang und mit großer Ausdauer. Das sich die Hoteliers das gefallen lassen. Normalerweise müsste sich jemand finden der die Polizei holt. Personal gibt es genug, Wachpersonal sowieso. Das Bett quietscht bei jedem P… J.schläft.

Sollte doch ein ruhigeres Quartier nötig sein?

Nächster Tag Nationalpark

Fußgetrappel, Wasserrauschen, ein Schrei. Jetzt kracht das Haus zusammen…..Jemand ist die schmale Treppe auf dem Hintern runtergesaust und hat das Geländer mitgerissen. So hat es sich angehört. Mit der nötigen Geduld machen wir unsere Morgentoilette. Auf dem Weg zum Frühstück sehe ich die Bescherung. Die Geländersprossen sind losgerissen, hängen aber noch an dem Handlauf. Eine Südafrikanerin ist gerade mit dem Frühstück fertig. Sie will weiter in den Landessüden und nach Argentinien. Noch ein lustiger Franzose sitzt da. Er macht einen Worldtrip, kommt gerade über Burma von Bangladesch und spricht etwas deutsch. Wir kommen ins Gespräch. Des Öfteren ist er in Leipzig und kann ein deutliches Leibtsch sagen. Chile ist seine letzte Station.

Ich schmiere profimäßig wieder Brötchen, wie für die Sächsische Schweiz, um für alles gerüstet zu sein. Die Wasserflasche wird auch aufgefüllt…..mit Leitungswasser.

Unser heutiges Ziel ist der nahe gelegene Nationalpark. Valparaiso verfügt seit erst zwei Jahren über eine Metro die genau am Hafen endet bzw. beginnt. Matthias führt uns dort hin. Wir kaufen eine Fahrkarte bis Endstation, der Ort heißt Limanche.

Die Fahrkarte ist eine aufladbare Chipkarte. Über eine automatische Zugangskontrolle zum Bahnsteig. Die Kontrolle ist automatisch und für alle Fälle gibt es an jeder Station noch einen Wachmann. Wir sind auf dem Bahnsteig, wie in einer anderen Welt. Ein Sprung von 150 Jahren. Der Zug fährt ein, alles neu, weis blau und zweimal so lang wie eine Straßenbahn.

Schnell wird der Zug saubergemacht, nach wenigen Minuten öffnen sich die Türen auf unserer Seite. So gemütlich zu reisen gefällt mir sehr gut. Die Metro ist nur wenige Meter unterirdisch. Ein Stück in Valpo und ein Stück in Mira del Mar, der Nachbarstadt. Die gesamte Route ist ein Erlebnis. Der Bereich um die Bahn ist sehr gepflegt. Zufahrtstraßen und Wege sind neu. Berlin heißt ein großer Weg in eine Siedlung. Neben und über uns wird gerade eine Autobahn gebaut. Laster stehen mit riesigen Betonbrückenteilen bereit und ein Kran hebt gerade ein Betonteil auf die halbfertige Brücke. Modernisierung pur. Endstation, Limanche, erst mal Ende der Moderne.

Wenn ich Matthias richtig verstanden habe ist das die einzige Eisenbahn in Chile. Wir wollen in den Nationalpark, unser heutiger Höhepunkt. Das Dorf ist groß und hat eine Einkaufsstraße mit Kneipen. Bus oder Taxi? Wir fahren mit dem Taxi, leider hat uns der Fahrer ausgetrickst. Kurz vor dem Ziel ist eine Baustelle, die Straße wird ordentlich asphaltiert mit Bordstein und Fußweg. Das Taxi fährt nicht weiter, dieser Latino, dieses A….

Zum Glück findet sich bald jemand der uns weiter fährt und keine Angst um sein Auto hat, auf dieser ganz „normalen“ Seitenumgehungsstraße. (für Traktoren kein Problem).

Im Dorf durch das wir vorher gefahren sind, ist gerade Festival der chilenischen Volkskunst. Aber da schauen wir später noch mal rein. Geschafft, genau am Eingang steigen wir aus und los geht’s. Natürlich muss Eintritt bezahlt werden. Einige Wanderrouten stehen zur Auswahl. Die Zweiteinfachste für uns. Romantische Wege auch über eine Holzbrücke eines vor einigen Wochen noch reisenden Flusses.

Der Weg ist ausgetreten, sandig und steinig. Nach 10 Minuten Weg geht es steil bergauf. Mit uns eine Familie mit zwei Kindern. Es ist ganz schön anstrengend. Am besten nichts denken und Schritt für Schritt vorwärts.

Nicht lange und wir brauchen eine Pause. Das Herz klopft und die Sonne brennt. J. droht mit Streik,…… du schaffst es….!!!!

Wir müssen eine richtige Pause machen mit Rast. Die Familie mal vor und mal hinter uns, hat auch Disziplinsorgen. Es ist alles schon ganz schön ausgetrocknet. Geduldig stapfen wir bis zum ersten großen Aussichtspunkt. Es liegt noch ordentlich Berg vor uns.

Nationalpark

Nationalpark

 

Aus Steinen bauen wir ein paar Sitze und packen unsere Mahlzeit aus. Irgendwie ist es hier klebrig und Insekten nerven. Von den Sträuchern und Bäumen tropft es. Wir haben Waschwasser dabei.

Die Aussicht ist herrlich, links und rechts hohe Berge, bis zum Gipfel noch ein bisschen grün.

Das weite Tal scheint von Bergen umschlossen.

Wir sind ziemlich schnell wieder unten. Der sonst sicher reißende Fluss ist jetzt klein und sauber und wenn es so warm bleibt, bald nicht mehr da. Für eine Erfrischung reicht er noch. Der Weg am wildromantischen Fluss entlang ist ausgeschildert und ein wenig ausgebaut.

In der Nähe sind Grillplätze eingerichtet. Hier wird sogar gezeltet. Die Chilenen lieben das.

Bis zum Buswendeplatz sind es noch zwanzig Minuten Fußweg. Ein winziger Salamander sonnt sich mitten auf der Straße.

Es kommt gerade ein Bus. Los geht’s, die Busfenster sind offen, es stiebt wie S… , der Fahrer fährt sehr rücksichtsvoll, den Anwohnern und Fahrgästen oder nur seinem Bus zu liebe. Irgendwann sind wir in dem Dorf mit dem Festival. Ganz interessant. Schöne Bilder, Basteleien aus allen denkbaren Materialien, u.a. Draht scheint beliebt zu sein. Indianische Muster in Steine geritzt, Anhänger mit Hakenkreuzen verziert und so weiter.

Der Festplatz zieht sich über das ganze Dorf. Bald soll eine bekannte Volksmusikgruppe auftreten. Es stehen schon Massen nach Karten an. Wir interessieren uns auch. Fast alles junge Leute die hier anstehen. Der Eintrittspreis, nein Danke.

Inzwischen könnten wir einen Haps vertragen. Ein Lokal, authentisch würde Matthias sagen,

etwas trinken etwas essen. Trinken klappt noch, eine chilenische Suppe wird uns gezeigt und wir bestellen. Das war s dann, nach einer Stunde noch nichts. 1000 Peso und Tschüß.

Mit dem Bus nach Limanche und zurück. Wir haben allerhand gesehen.

Im Zug kann man sich so schön erholen. Danke Matthias.

Duschen und frisch machen klappt ganz gut, mit dem Gas anzünden das haben wir jetzt raus.

Gleich im Nachbarhaus ist ein schönes Restaurant. Die Kellner haben uns schon mehrmals eingeladen. Wirklich richtig toll. Hier kann man Wein trinken und träumen. Wir bestellen u.a. Steak. Die Teller sind kunstvoll mit Beilagen gestaltet. Das Essen ist ausgezeichnet.

Müde und zufrieden geht es in unser Wunderbett. Quietschen, durchgeknallte Latinos, und nachtaktive Hafenarbeiter oder Erdbeben, ….nichts gemerkt.

Nächster Tag Hafenrundfahrt, Frohmarkt

Frische Luft schnappen, Nanu das Dock ist leer, ein Ozeanriese mit Containern startet gerade. Nach einigen Minuten erscheint das Schiff in weiter Ferne. So ein Schweins Tempo, das kann doch nicht wahr sein. Im Hafen hat ein Kreuzfahrschiff festgemacht. Aus Containern wurde eilig eine Wagenburg gebaut. Drei Luxusbusse stehen davor.

Frühstück, ein Ehepaar aus Frankreich sitz mit am Tisch, noch jemand auf Worldtrip, unser leipziger Franzose diskutiert voller Emotionen über Buddhismus.

Avocado zu Mus verarbeitet, Obstschüssel wie immer und selbst gemachter Gemüsesaft. Das größte Wunder sind in Chile die prinzipiell geschälten Tomaten. Als ob die Chilenen sich vor der Schale fürchten.

Eigentlich müsste man sich in Paar Notizen machen. Ich möchte ein Notizheft und nicht so klein.

Wir schütteln erst mal Matthias aus dem Bett. Gemütlich wird noch ein Kaffee getrunken.

Notizheft. Ein großer Laden, zehn Angestellte, ohne Matthias hätten wir keins gekriegt. Ein Heft nach dem anderen bringen lassen, dann bezahlen, dann den Verkäufer suchen, Zettel vorlegen, Bon abreisen und Heft mitnehmen.

Auf zum Hafen. Wir sind nicht die Einzigen. Die unterschiedlichsten Boote stehen bereit und ein oder zwei Männer kanalisieren den Touristenandrang und füllen Boot für Boot. In unser Boot passen etwa 25 Leute. Die Fahrt beginnt sofort. 1000 Peso pro Person, das sind 1,45 Euro. Ein junger Mann gibt sich als Erklärer zu erkennen. Er bekommt nichts sagt Matthias, wir sollen zum Schluss etwas Trinkgeld geben. 100 Peso, das sind rund 15 Cent. Schwimmwesten wären bestimmt besser denke ich. Aber da gibt der Schief schon welche aus.

Die Schwimmwesten sind alle orange und an jeder ist etwas kaputt. Ich würde es zumindest so sehen. Irgendwie ziehe ich sie über aber richtig zu geht sie nicht.

Unser Reiseführer legt los, allgemeines über Valpo und den Hafen, was man gerade am besten sieht. Matthias übersetzt, aber nichts was man unbedingt festhalten müsste. Wir fahren in Landnähe vorbei am Dock und gleich dahinter ist eine künstliche Insel die voll mit Pelikanen besetzt ist. Aus der Perspektive bekommt man Valpo sonst nicht zu sehen.

Es erscheint doch riesig. Ein buntes Häusermeer, immer wieder mit Hochhäusern bespickt. Wir nähern uns dem militärischen Teil des Hafens. Monoton betont der Erklärer dass wir nicht fotografieren sollen. Das ist sowieso Quatsch weil längst alle fotografiert haben und auch nichts Interessantes zu sehen ist. Ein Landungsschiff und zwei bewaffnete Schiffe mit großer Radaranlage. Auf der Mole dahinter tummeln sich Spaziergänger. Der Container-Hafen ist voll in Betrieb. Auf vielen Containern steht Hamburg-Süd. Die Deutschen hätten das gekauft. Auf dem Frachter lese ich „Monrovia“. Monrovia, was ist das? Sicher eine Hauptstadt, von wem nur? Ein Liberianer! Die größte und am meisten charakterisierte Flotte der Welt.

Einige Stunden später sehe ich das Schiff mit Volldampf in Richtung Norden aufbrechen. Wir sind wieder am Kai und steigen auch ganz schnell aus. Das geht hier wie beim Bretzeln backen. Dieser Teil des Hafens ist voll mit Touristen.

Auf dem Platz tritt gerade eine Volkstanzgruppe auf. Natürlich werden die Zuschauer mit einbezogen und Frauen und auch Männer die den Tanz kennen machen ordentlich mit. Toll, wie selbstverständlich das hier abgeht. Zuschauer stehen im Kreis und sind auch reichlich an der Zahl. Die Boutiquebesitzer sind genervt. Man kann in die Läden schlecht hinein und wieder heraus. Die Sonne brennt am frühen Vormittag fürchterlich, in minutenschnelle hat man sich verbrannt was nicht vorher fein säuberlich eingecremt war. Wade, Zehen, Haaransatz.

Danke, das war ganz interessant.

Philippe hat uns gesagt heute wäre großer Flohmarkt in Valparaiso. Auf dem „Piazza Italiano“. Verstanden habe ich das Spanisch nicht, aber gesehen.

Dort würden wir gern hinwandern. Wir streiten uns noch ob der Markt wirklich nur heute wäre. Ich bestehe darauf, der Markt ist nur heute. Matz hat erst mal frei von uns.

Mit unserem Ministadtplan orientieren wir uns erst einmal und los geht’s. So groß ist der Teil von Valparaiso nicht und mit dem Bus falsch zu fahren haben wir keine Lust.

Unsere erste besinnliche Wanderung durch das Geschäftszentrum. „Liquidation“ ist an den ersten Geschäften zu lesen, da kann nur „Räumungsverkauf“ gemeint sein. Ich fühle mich wie zu Hause. Wir werden hineingezogen. Alles Schrott und viel zu teuer. Die Suche nach Irgendetwas geht weiter. Unser Weg führt an mehreren sehr schönen Plätzen vorbei. Jeder mit einem ordentlichen Denkmal und mindestens einer Nationalflagge. In der Stadt ist gerade Tangofestival. Wir entdecken den Austragungsort für den Wettbewerb, großer Innenhof mit spiegelglatten Wegeplatten. Gruppen mit unterschiedlichsten Trachten sind angereist. Der Wettstreit ist heute. Wenn wir länger hier wären würden wir gern zuschauen. Kurzbesuch in der Kathedrale. Auf einem Platz mit exotischen Bäumen sind Schachbretter eingerichtet und es wir fleißig gespielt.

Jetzt haben wir den Flohmarkt erreicht. Wir beginnen rechts. Hier sind viele Sachen die für Frauen interessant sind. Dann etwas Kunst und schließlich reine Technik nur für Männer.

Es sind eine ganze Menge Münzen im Angebot. Irgendwie alles das Selbe. Ich entdecke eine kleine Münze mit Indianerkopf, die gefällt mir, und noch eine und noch eine. Fünf Stück zusammen. 5000 Peso, nicht wenig.

Da ist schon der Busbahnhof. Hier sind wir von Santiago aus angekommen.

Die Sicht ist plötzlich frei auf den riesigen Bau des Volkskongesses. Geschafft, bis hierher wollten wir. Rechts das riesige Kupferdraht Monument, und ein genauso riesiger Markt für Lebensmittel. Also Obst, Gemüse, Fisch und sonstige unbekannte Utensilien. Riesen Zwiebeln, riesen Tomaten, riesen Paprika, wunderliche Lederstreifenbündel und riesen prähistorische Wunderfische.

Von hier aus können wir das Meer sehen und die Metrostation „Franco“. Sehr schön, so können wir gleich zurück fahren, denn inzwischen sind wir auch etwas erschöpft. Rechts in Richtung Meer ist ein neuer Einkaufstempel mit dem schönen Namen „Paris“. Wir waren nicht drin. Wir müssen die Hauptverkehrsader überqueren. An den wunderlichen Ampeln arbeiten jugendliche Gaukler und führen Kunststücke zwischen den Autos aus. Es wird wieder genau angezeigt wie viele Sekunden noch bis Grün gewartet werden muss, Zeit bei allen eine kleine Belohnung einzufordern.

Fahrkarten können wir alleine kaufen, soviel haben wir schon gelernt. Endstation, aussteigen, Heimweg suchen. Gleich den ersten Berg hinauf. Geschafft, nur noch unser Haus suchen, einige Minuten durch den Irrgarten, alles schön renoviert und gepflegt. Zu nobel für unseren Weltkulturerbe Hügel. Das ist nicht unser Weltkulturerbehügel.

Die nächste Gelegenheit wieder runter und dann wieder rauf. Hier irgendwo muss Matthias wohnen. Das erste Mal fitzen wir uns nur gefühlsmäßig vorwärts. Treppen, steile Wege, engste Gassen, Hunde Katzen und keine Übersicht. Plötzlich stoßen wir auf die „Tempeleman“ und genau neben dem Haus von Matthias. Ich hätte nicht gedacht dass hier überhaupt ein Weg war.

Wir werden schon erwartet. Matthias will uns noch den Strand zeigen. Im Nachbarort Vina del Mar beginnt der Strand führt bis zum nächsten Ort Renacca. Ich möchte mit der Bahn fahren, Matz mit einem Kollektivo Taxi. Also mit der Massentaxe zum Strand. Ich schätze 7 bis 10 km entfernt. Ununterbrochen quatscht Matz mit dem Taxist Eine Art Autobahn führt in Strandnähe direkt zur Nachbarstadt. Wir sind nicht die Einzigen auf der Straße. Jetzt wird die Reise richtig stressig, lenke den Fahrer nicht ab! Noch etwas lauter! Der Fahrer erinnert sich das er im Auto sitzt und auf der Straße nicht allein ist.

Dicht an dicht, liegen die drei Städte übergangslos aneinander. Valpo direkt in der Bucht und Vina und Renacca an deren Ausläufern. Die Sonne brennt, wir steigen direkt am Strand aus dem Bus, der Strand ist rappelvoll, Matz hat die Gitarre mit.

Badehungrige von der Sübhalkugel

Strand von Renaca

 

Hier liegt Wind an und die Wellen sind so hoch wie im Film. Die ganze Kraft des Ozeans kracht auf den Strand. Der Bademeister trillert auf seiner Pfeife wie ein Irrer, mit mittlerem Erfolg. Einige Badehungrige aus Argentinien sind nicht abzuschrecken. Der Mensch ist wieder einmal nichts gegenüber solcher Natur. Trotzdem gelingt es einigen völlig durchgeknallten Surfern auf die Wellen aufzuspringen. Zusehen ist schon Stress.

Baden Verboten

Badeverbot

 

Der Strand besteht aus feinkörnigem Kies. Alle hundert Meter ist ein Versorgungstrakt mit Gaststätte, Imbiss, Schirm und Liegendepot, Sanitär und Sanitäter. Obst gibt es keins aber dafür Süßigkeiten bis zum abwinken.

Wir suchen einen Liegeplatz, gar nicht so einfach. Wir haben uns entschieden, einen Meter Abstand bis zum Nachbarn. Um uns liegen blasse englischsprachige Touristen, Amis, Neuseeländer oder Südafrikaner. Ein Stück weiter Argentinier wie fast alle hier.

Matthias erklärt uns den Rückweg und verabschiedet sich.

Eine Weile lassen wir uns braten. Dann muss Abkühlung her, ah, schön frisch das Wasser. Frisch? Eiskalt! Diese Latinos müssen doch gar nichts merken, die Brühe ist eiskalt!

Noch einige Versuche und man hält es bis zu den Knien aus. Die Rester der Wellen sind noch groß genug um doch noch ordentlich eingeweicht zu werden. Man muss richtig aufpassen um nicht zu stürzen im flachen Wasser.

Der Ort ist wirklich herrlich gelegen, jede Nation ist in Form einer Gaststätte vertreten, Deutschland mit „Kaffeeklatsch“, Neuseeland, England, Frankreich und so weiter.

Wir nehmen den nächsten Bus und fahren nach Vina del Mar um mit der Metro weiter nach Valpo zurück zu reisen. Ahnungslos steigen wir viel zu früh aus. Die Straße ist nach dem Vorbild von Miami angelegt und auch ziemlich lang. Ein langer interessanter Fußmarsch. Vor uns ein herrlicher Park und dahinter der Anfang des Boulevards, J. kommt richtig ins schwärmen, ein Traum hat sich erfüllt. Hinein ins erste Kaufhaus.

Hallo wie war s? ich lade zu „Spagetti a la Matze“ ein! Erst mal frisch machen und schnell noch zwei Flaschen Wein holen. Mit dem Wein ist es eine richtige Hürde. Ohne Wein zu Matz, so ein Mist. Da kommt uns sein Mitbewohner gerade recht. Dass wir dringend Wein brauchen können wir zum Glück erklären. Nur ein Händler von den Vielen hat Wein. Extra verschlossener Geschäftsabschnitt. Ordentliche Preise, bitte nicht den Teuersten.

Endlich sitzen wir das erste Mal beisammen. Matthias hat sich viel Mühe gemacht.

Sauberer Tisch, schöne Teller und leckere Sauce zu den Spagettis.

Im großen Flur ist dann Diaschau. Wir machen es uns auf der Chautsch bequem.

Zwei Flaschen sind doch schnell ausgetrunken. Weltenbummler Matthias besticht mit exotischen Bildern aus Argentiniens Bergwelt.

Es ist spät geworden, müde fallen wir nach spärlicher Toilette ins Bett. Wieder nichts gehört.

Unheimlich

Das Frühstück ist immer ein Erlebnis, Phillip hat neue Gäste mitgebracht, aus einer Bar oder aus der Kneipe wo er als Koch arbeitet. Backpacker-Turis. Irgendwie scheint es Unzufriedenheit zu geben mit Holländern oder Franzosen.

Ein finnisches Backpacker Turi-Paar ist gerade fertig mit dem Frühstück. Der Mann spricht Deutsch sagt seine Frau, nichts gemerkt. Ich erkläre mit meinem angeberenglisch die Avenue Allemania und wo Robben sind, Animals wird dann verstanden, Wir sind die Letzten beim Frühstück, nach ein paar Tagen ist Phillip genervt, wir sollen eher aufstehen. Wir versuchen s.

Matthias wird von uns aus dem Bett gesungen. Wir philosophieren welches Ausflugobjekt am lohnendsten wäre. Seine chilenischen Mitbewohnen favorisieren „Meitensino“, soll sehr schön sein. Also los, mit dem Zug nach Vinia del Mal, Fahrkarten kaufe ich selbst. Vati die verstehen dich nicht! Ticket for tu Piepels, Donna Juanita und Don Carlos. Die Verkäuferin lacht. So das war s, Matz staunt.

Metro nach Vina

Metro

In Vinia in den nächsten Bus, Matz fährt ein Stück mit, ihr kommt schon klar….nein wir kommen nicht klar! Mein Spanisch reicht nur fürs Essen. Der Bus düst weiter, absolutes Niemandsland, hier gibt es kein zurück. Bevor wir hier verschütt gehen steigen wir lieber aus. Concon, Dorf mit Hochhaus. Wir erkunden das Dorf Richtung Meer. Geschafft, das Meer ist zu sehen, der Weg bis zur Uferstraße erweist sich als gefährlicher Irrgarten, überall wird gebaut, sieht aus wie Feierabendarbeit von Leuten die keine Ahnung haben. Von Weg kann keine Rede sein. Unverletzt angekommen. Glück gehabt.

Uferstraße bei Concon

Uferstraße bei Concon

 

Die Uferstraße ist paradiesisch. Man möchte alle 100 Meter stehen, sitzen oder liegen bleiben.

Ein Zauberschloss direkt an der Straße, dann ein Superhotel im Bau, Deutsche mit dem Wohnmobil bis Chile ? Nein, deutsches Wohnauto irgendwo angemietet. Gute Idee.

Riesenschlingpflanzen im Wasser und jetzt die große Überraschung. Riesen Seelöwen in Aktion. Ein paar hundert Meter weiter ein richtiger Aussichtspunk mit Robbendenkmal.

Aha, hier geht es zu den Dünen von Renacca. Wieder ein beschwerlicher Weg, richtig nervig und ohne Ende. Ich soll alles mit der Kamera aufnehmen. Hm, wir finden prähistorische Muscheln mindestens 15 Meter über dem Meeresspiegel, …das Gelände müsste abgesperrt werden……die nehmen wir mit!

Dünen von Renaca

Dünen von Renaca

 

Jetzt macht sich Durst und Hunger bemerkbar. An der Uferstraße schlängeln sich Häuser den Hang hinauf. Zwischen den Häusern Assensor s. Man kann nicht differenzieren ob es Wohnhäuser oder Hotels sind. Ich habe Lust zu fragen.

Die Gaststätte macht einen ordentlichen Eindruck, es wird auch höchste Zeit.

Die Hot Volay geht hier ein und aus. Gegenüber sitz ein junger Mann mit seiner superreichen Omi, die mit American Express bezahlt. Die Speisekarte können wir dank unsere bescheidener Spanischkenntnisse differenzieren. Was „Durchgebraten“ auf Englisch oder spanisch heißt, wissen wir immer noch nicht. Das Mediumsteak muss nachgebraten werden. Ein Traum von einem Steak.

Wir genießen den Strand mit Liege und Schirm. Wir genießen Alles.

Zurück bis zur Metro, Bus glücklich ausgewählt.

Wir gehen Abendessen zum Peruaner….Essen? Ich glaube nicht dass dieser Peruaner hier überlebt. Gaststätten gibt es hier massenweise, viele überleben aber die Saison nicht, philosophiert Matthias. In der benachbarten Bar läuft ein Video mit lauter Rammstein-musik.Wir entdecken eine hochinteressante Spelunke die ein deutscher Seefahrer betreibt. Sammelutensilien aus der ganzen Welt, sogar DDR Uniformteile. Das Personal spricht kein deutsch.

Gleich um die Ecke ist eine richtige südamerikanische Markthalle, ein bisschen gruslig, doch das müssen wir unbedingt sehen, sagt Matz.

Matthias hat einen Ausflug nach Isla Negra vorbereitet. Pablo Neruda Haus. Man muss sich dort telefonisch anmelden sonst wird man gar nicht Reingelassen.

Ein wunderschöner Ort mit Prachtbauten im Stile von Wochenendhäusern. Hier gibt es reichlich hochwertige Druckerzeugnisse. Das Haus ist tatsächlich ein Abendteuer.

Die gesamte Südhalbkugel plus Japaneesen ist hier anwesend. Paradiesisch die Landschaft.

Wir wollen zurückfahren. Vom Bus nichts zu sehen. Ein Pärchen Italoargentinier laden uns ein mit einem Kleinbus zurückzufahren. Matz ist begeistert. Nein danke, nicht mit mir, wir warten. Irgendwann kommt dann auch der Bus. Über die Autobahn gehen Fußgängerbrücken die vollständig mit Gittern eingehaust sind. An den Eingängen Gittertüren. Nichts mit Steine auf Autos werfen.

Abends geht’s in eine angesagte Kneipe auf dem Conceptione. Warnung vor dem Nationalgetränk, das kann nichts besonderes sein… puh der dreht ganz schön.

Irgendwie schlägt die Zeitverschiebung voll durch. Tschüß, abtauchen. Wieder Letzte beim Frühstück. Der Morgen danach. Was ist los im Hafen. Alles voller Kreuzfahrtschiffe. Wow!

Aussicht von unserem Zimmer

Touristen statt Kupfer

 

Größere Ereignisse sind noch der Ausflug Richtung Süden in den ärmeren Teil, dann Besichtigung Santiago de Chile

Santiageo de Chile

Stadtzentrum

und Sushi essen in Vinia del Mar. Und noch einige Wanderungen in andere Ecken von Valparaiso. Viel mehr kann man in 10 Tagen auch nicht reinpacken. Sushi in Vinia? Ach ja, der Bus. Ein kleiner Junge steigt in Vinia ein und bettelt alle an, er bekommt auch etwas. Eine Münze fällt runter, ich denke die sucht der heute noch.

Jetzt steigt ein richtiger Clown ein und plappert los, alle lachen, ich nicht. Der Clown spricht ausgerechnet mich an. Ich verstehe dich nicht, „Heil Hitler“ schallt der Clown. Der Bus kringelt sich vor lachen. Auf zum Sushi in Mira.

In Santiago besuchen wir die Moneda. Es ist das erste Mal das die Moneda der Öffentlichkeit zugängig ist. Einige Meter links neben dem Haupteingang steht ein Denkmal von Dr. Salvador Allende.

Direkt daneben befindet sich das Kulturzentrum von Chile. Wir bewegen uns zur Kathedrale.

Ein belebtes Stadtzentrum mit allem was eine Großstadt bieten kann. Durch Zufall entdecken wir ein Restaurant nach deutschem bayrischem Vorbild, Bier und Weiswürste.

deutsche Kneipe in Santiago de Chile

deutsche Kneipe in Santiago de Chile

Nach der Malzeit ist mein Magen wieder in Ordnung. Das Haupthaus von Pablo Neruda ist nach einigen brillanten Aussichtspunkten der Höhepunkt des Tages. Anschließend geht es durchs Szeneviertel.Überall viel Kultur. Irgendwo haben wir noch einen tollen Eisbecher gegessen und auch ein bisschen Resümee gezogen. In Deutschland ist es gerade extrem kalt. Noch in Ruhe ein Bier trinken? Matz wir fahren, war alles toll! Natürlich gibt es noch viele kleine und große Abendteuer und Gefühle. Auch heute ist der letzte Satz geschrieben und nichts vergessen.

Weltkulturerbe

Weltkulturerbe

 

F.S.