Zwischen den Kontinenten: Atlantiktörn Bermuda – Azoren

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Atlantiktörn Bermuda – Azoren
Tagebucheintragungen • Februar 2013

11-2-13 07.30 Bermuda, St. George

Die Anreise am 9.2.13, ein Tag verspätet. Schneesturm über New York. Die Anspannung war am Anfang groß, löste sich aber auf dem Flug nach Miami. Nun an Bord freue ich mich auf den Ozean. Tiefdruckgebiete werden uns nach Süden zwingen. Die Zeit kann knapp werden. Deshalb müssen wir möglichst den Wind der Tiefs nutzen. Einen nördlichen Kurs wählen, so schnell wie möglich. Nachmittag baden in der Lagune vom Schiff aus. Wasser 16-17°, kalt!

Wetter: sonnig 20°

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12-2-13 13.40 Bordzeit

Erster Tag auf See. Sind gestern gegen 15.00 ausgelaufen. Der Ozean erwartete uns mit einer starken Dünung. Der Wind war ungünstig und so motorten wir. Das Schiff rollte stark. Ich erreichte den kritischen Punkt, mir war übel. Meine Wache ist die 4-8, Wache 2. Das wird die nächsten Wochen mein Rhythmus sein. 2 mal Wache pro Tag. Mein Mitsegler A. Aus Niederösterreich, den ich im Flieger nach BM kennenlernte, ging es schlecht. Sein Kreislauf spielte verrückt. Beine wie Pudding. Heute geht es allen besser da wir zum Wachende Segel setzen konnten. Nachts bin ich nicht in die Takelage gegangen. Hatte kein gutes Gefühl. Sehe wohl auch nicht so gut im Dunkel. Habe nun Backschaft (Küchendienst) bis zum Abendessen. Ja es ist viel zu tun auf einem Segelschiff und die Zeit der Eingewöhnung nicht vorbei. Jeder versucht seinen Rhythmus und Routine zu finden.

Wetter: bedeckt, 17° leichte Dünung

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13-2-13 09.30 BZ

Eine ereignisreiche Nachtwache liegt hinter uns. Schiff lief gut mit 6-7 kn unter Segeln. Topsgast M., der im Sommer auf einer schweizer Alm Käse macht, und Nautiker P. kamen auf die Idee eine andere Segelstellung am Großmast zu fahren also wurde gebrasst. Doch durch ein falsches Rudermanöver wurde das Schiff beigedreht und lag quer zu Wind und Welle. Fand ich ziemlich leichtsinnig. Wir brauchten dann über eine Stunde um den Kahn wieder auf Kurs zu bringen. Hab mich nun gut an die Schiffsbewegungen gewöhnt. Es rollt geschmeidig im großen Ozean. Hatten Nachts einen Frachter quer ab, ca. 20sm. Sicht nur auf dem Radar. Werden Mittag ca. 300sm zurückgelegt haben.

Wetter: leicht bedeckt, 19° Dünung 3m

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14-2-13   10.20   BZ

Die gestrige Abendwache begann mit dem Wegnehmen des Außenklüver, da der Wind auffrischte. Dann habe ich noch den Kurs in die Karte eingetragen. Zurückgelegte Meilen der Wache: 29sm. Unser letztes Etmal (Raumgewinn in Kursrichtung 12.00-12.00) waren 160sm, sehr gut!

Morgenwache: Brötchen formen, etwas brassen. Ein Fischer ist in 6sm Entfernung, ohne Sicht. Ein Spanier mit einem 23m Boot hier draußen 1000sm vor dem Land. Eine Leuchtboje treibt vorbei. Abflussprobleme in den Duschen beschäftigen die Maschinisten schon 2 Tage.

Wetter: sonnig, 22°   Wasser:  19°  Dünung:  3-4m   Wind:  5-6

15-2-13  15.30  BZ

Gestern Nacht gab es etwas Schiffsverkehr. Einige Frachter in der Nähe. Morgens bin ich das erste mal auf See aufgeentert bis zur Bramsaling. Schiff rollte stark, hatte bischen bammel. Grüße in Tagesmeldung, Vater hatte Geburtstag. Tagsüber MOB Manöver. Gut gelaufen!

Wetter: sonnig   25°  leichte Dünung   Wind: 3

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16-2-13 10.00 BZ

In der Nacht wurde die Bordzeit um eine Stunde vorgestellt und gegen 0.00 die Maschine angeworfen. Hatten ungünstigen Wind und wurden zu langsam. Wir müssen nördlicher gehen zu den Tiefdruckgebieten. Fast 800sm sind nun abgesegelt. Unser Schiff rollt stark unter Maschine. Am Morgen haben wir wieder die Stagsegel gesetzt. Nun mit 8kn unter Stagsegeln und Maschine.
Kurs 80Grad. Unser Wetterfax funktioniert nicht, der Drucker. Wetterfunk wird nun über LW empfangen durch Digitalfunk und dekodiert. Extra Antenne, ein langer Draht vom Masttop, installiert. Dann die Textform auf Seekarte übertragen, mühselig. Es gibt immer viele Meinungen zu den Segelmanövern und dem Segeltrimm. Habe heut einen Fächer am Vortop gebrasst. Gestern Nachmittag waren einige Delfine am Schiff. Ein großes Hallo! Es gab wieder Schiffsverkehr.

Wetter: leicht unbeständig Wind: SO 3-4 Luft: 20°

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17-2-13 11.30 BZ

Gestern hatte ich auf Abendwache ein Tief. War wohl über mich selbst ärgerlich da ich nicht im Rigg war zum Packen der Segel. Die Nachtruhe war sehr angenehm. Das Schiff lag ruhig. Auf Morgenwache hab ich Bram und Royal mit ausgepackt. –Schweinehund– Gutes Gefühl nachher. Oben ist es toll! Tagsüber Ausbildung am Sextanten. Haben einige Messungen gemacht. Nach dem Zenit geht es weiter. Derweil der anderen Wache beim Brassen geholfen. H. Spielt Gitarre an Deck. „Coldplay“, super Sound! Wir werden so verwöhnt vom Wetter. Gehen aber nördlicher, Kurs 85Grad. Laufen 6kn.

Wetter: sonnig 25° Wasser 19° Wind: 3-4

18-2-13 13.00 BZ

Gestern auf Abendwache wie immer Bram + Royal weggenommen. War wieder oben. Später gab es eine Kursänderung auf 110Grad da wir einer Sturmfront ausweichen wollten mit Windstärken bis 9. Wir segeln nun also noch im Hoch. Habe heute wieder Backschaft gehabt. Die Morgenwache fiel dafür aus. Unser Schiff ist sehr schnell, wieder 6-7kn. 11.00 BZ „Allhands“. Wir haben die halbe Distanz zum neuen Ziel: Horta hinter uns. Ca. 930sm. „Besanschot An“ für Neptun und die gesamte Mannschaft.

Wetter: wolkenlos 22° Wind: 6 zunehmend
Dünung gering, ruhige Fahrt

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19-2-13 14.00 BZ

Gestern Nacht hat uns eine Kaltfront überholt. Hatten eine nasse Wache, Starkwind und mußten abfallen auf Kurs 160Grad. Am Morgen waren wir auf der Rückseite der Front, die Sonne kam wieder. Ein toller Segeltag. Wind 7. Die Dünung geht höher. Wir surfen auf den Wellen mit 7kn, da kann ich nicht in die Koje kriechen. Gestern Abend haben wir gekämpft beim Segelpacken in Dunkelheit und stürmischem Wind. Heute werden wir für das alles entschädigt.

Wetter: leicht bewölkt 19° Dünung: 4-5m Wind: 7-8

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20-2-13 09.00 BZ

Gestern drehte der Wind etwas und wir rollen wieder stark in der hohen mitlaufenden Welle, geschätzt auf 6-7m. Heute Morgen nach unruhiger Nacht ein wahnsinns Sonnenaufgang. Hohe Welle, Wind 7, Geschwindigkeiten bis 9kn. Athemberaubend die Wellen am Heck anrollen zu sehen, sie heben das Schiff an und dann ist es wie auf einem Berg von dem man ins Tal und auf die Ebene schaut. Dann reitet man die Welle ab, das Schiff wird schneller. Unter Deck ist es allerdings mühselig egal was man tut. Wir laufen nun Kurs 70Grad. Heute Morgen standen wir ca. 120 sm südlich der Untergangsstelle der „Pamir“. Es sind noch ca. 550 sm bis nach Horta. Wir befinden uns zwischen den H und T. Das nächste NO ziehende Tief könnten wir erwischen. Momentan wieder sonniges Wetter. Möchte erwänen das wir hier darußen nichts von all dem Leben an Land mit bekommen, wirklich. Wir kümmern uns um uns, das wir unsere Wetterkarten haben und den richtigen Kurs wählen. Das ist existenziell für uns. Vielleicht wird zu Hause gerade viel Schnee geschippt und gefroren oder was sonst noch passiert, wir wissen es nicht.

Wetter gestern Abend (Wetterdatenerfassung):

Luft:17° Wasser: 19° Wind: 23kn (7) aus 275Grad
Luftfeuchte: 70%

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21-2-13 09.20 BZ

Die Uhr wurde gestern 16.00 eine Stunde vorgestellt. Eine lange Dünung rollt weiterhin aus NW an. Die Höhe hat 7m überschritten. Zwischen den großen Dünungswellen liegen ca.80 Meter. Dazu laufen die Windwellen etwas quer. Ein Spektakel der Sonderklasse. Unser Schiff arbeitet sich hindurch. Der Rudergänger muß wachsam sein. Meist wird das Heck zu erst angehoben, man muß Ruder legen. Dann wird man geschoben und das ganze Schiff wird angehoben. Man blickt in ein Taal oder über eine Ebene. Funkelnd beleuchtet von der Sonne. Brodelnd und schäumend. Dann rollt die Welle unter dem Schiff hindurch. Das Ruder muß zurück. So bleibt man auf Kurs. Manchmal läuft eine Welle quer, kracht gegen die Bordwand. Seewasser spritzt hoch und weht über Deck. Dieses Szenario wiederholt sich aber und aber mal. Der Rudergänger kämpft mit diesen Naturgewalten. Dazu kommt der böige Wind der in die Segel fährt. Das Schiff antreibt, auf die Seite drückt und noch mehr Fahrt aufnehmen lässt. Ja so segeln wir dahin über den herrlich blauen Ozean. Die Sonne scheint aber es ist kälter geworden. Noch 16° am Morgen. Horta ist ca. 400sm entfernt. Die Nautiker machen gerade die Wetterkarte für die Region Azoren.
Ansonsten sind fast alle wohlauf bis auf wenige. A. findet keinen Schlaf. N. Bekommt die Seekrankheit nicht los. M. wurde wieder seekrank. Mir geht es gut, keine Probleme. Bin mit dem Schiff wie verwachsen und mein Körper scheint jede nächste Bewegung des Schiffs zu ahnen.

Wetter: sonnig 17° Wind: 5 lange Dünung über 7m

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22-2-13 09.00 BZ

Gestern Abend gab es eine Einweisung zur Leckbekämpfung. Lecksegel wurde ausgepackt und das Anbringen besprochen. Beim bergen der Bram bin ich an der Bramsaling gescheitert. Das Schiff rollte mir zu stark. Nachts wurde die Maschine angeworfen da unsere Geschwindigkeit zu gering wurde. Relativ guter Nachtschlaf. Trotzdem baut sich langsam ein Defizit auf. Es äußert sich in Lust und Antriebslosigkeit und Erschöpfung nach der Wache. Hatte auf Wache auch schon Sekundenschlaf. Heut Morgen waren es noch ca. 300sm bis zum Ziel. Schönes Wetter sagt sich an, die Temperatur ging wieder nach oben. Gestern Abend war es kalt mit kurzen starken Schauern.

Wetter 7.00: 16,5° LF: 85% Wasser: 16.5° sonnig, wolkenlos

23-2-13 13.00 BZ

Heute Vormittag Backschaft unter schwierigen Bedingungen. Wir haben eine rauhe See. Starken Wind mit 8-9 bft und eine querlaufende See. Brecher schlagen gegen die Bordwand. Ch. ist gestürzt an Deck. Eine Platzwunde mußte genäht werden an der Augenbraue. E. hat bei einem Flug durch die Messe eine Back aus der Verankerung gerissen. Es ist noch unklar ob wir Horta direkt anlaufen können wegen der starken Winde und Strömung. 22.00, wir haben nun eine satte 9 anliegen (Wind). Vorhin auf Wache ständig Seewasser und Gischt über Deck. Lage, das man sich auf der Brücke am Ruder kaum halten kann. Böiger Wind. J. Ist in der Küche gestürzt. E. Hat sich eine Hand stark geprellt. Wir haben die Lüfter dicht gemacht, die erste Stufe des Verschlußzustandes. Mal sehen wie es 4.00 aussieht, versuche etwas zu schlafen.

Wetter: 16,5° Wind: 9 zunehmend starke Dünung

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25-2-13 10.30 BZ

Beim Beginn der gestrigen Morgenwache 4.00 der selbe Zustand wie am Abend. Starkwind und hohe Dünung. Noch ca. 25sm bis zur Ansteuerung Horta-Pico. Als ich 7-8.00 Ruder gehe tobt eine wilde See. Die Wassertiefe nimmt ab, es gibt Kreuzsee durch Landnähe. Sehr ungemütlich. Nehmen Segel weg und starten unseren 8-Zylinder SKL. Nun schiebt die Schraube mit aber das Rudergehen ist nach wie vor schwierig. Die Elemente toben. Ständig kommt die See über und das Schiff kränkt und rollt. So viele Eindrücke stürzen auf mich ein. Der Atem könnte einem stocken in solcher Situation. Ich konzentriere mich auf meine Aufgabe, unser Schiff auf Kurs zu halten, blende alles andere aus und klammere mich bei starken Kränkungen am Steuerrad fest damit ich nicht wegrutsche. Große Ruderausschläge sind notwendig denn es läuft immer wieder aus dem Kurs. Lobende Worte gibt es vom Steuermann weil ich so aufmerksam am Ruder bin. Das Anlegemanöver in Horta war nicht so toll. Eine verfehlte Wurfleine die Andere war nicht gut befestigt, der Knoten löste sich. Der Kapitän wird laut. Etwas Grundberührung im Schlick. Maschine mußte kurz auf Voraus Voll. Nicht einfach ohne Bugstrahler und mit einer Maschinenumsteuerung. Nun werden wir hier 2 Tage liegen. Das Wetter beginnt sich zu bessern. Vorhin stand ein Mückenschwarm auf der Back. Bedeutet bei uns oft Schönwetter.

Momentan: 15° stark bewölkt

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27-2-13 16.00 Azorenzeit

Die letzten beiden Tage in Horta verbrachten wir damit am Schiff zu arbeiten und die Insel zu erkunden. Für heute 11.00 war das Auslaufen geplant. Es wurde auf morgen verschoben wegen der Wetterprognose. Der Pico hatte heut morgen einen „Hut“. Eindrucksvoll im Sonnenaufgang. Wir verbrachten den Tag mit Dinghi fahren und einer Einweisung in Brandbekämpfung. Ich bin Atemschutzträger. Eventuell gibt es noch eine Übung.

Heute morgen hab ich noch eine Runde mit dem Scooter gedreht mit dem ich gestern die Insel erkundet und mir am Abend fast den Arsch abgefroren habe.

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2-3-13 4.50 AZ

Terceira. Hafenwache.
Sind erst am 28-2 ausgelaufen weil die Kaltfront ungünstigen Wind brachte. Ziel war die Insel Graciosa. Konnten dort aber nicht einlaufen oder ankern wegen dem starken Schwell und Platzmangel im Hafen. Gestern Morgen fest in Angra de Heroismo. Das Anlegemanöver war schwierig, der Schwell sehr groß. Hatten ernsthafte Berührung mit der Pier. Der Ort ist sehr schön. Es gibt sehr schöne Straßenzüge und lecker Eis wie in Dänemark. Ganz anders als Horta. Sogar ein Strandabschnitt mitten zwischen den Molen. Allerdings überall Plastik in kleinen Schnipseln angespült. Wie sauber sind da unsere Ostseestrände. Der Walfang dominierte hier früher das Leben. In den Kneipen hängen alte Fotos von großen Pottwalen am Strand. Heute ist es Wale-Watching und die Landwirtschaft. Leider haben wir keine Schwanzspitze der großen Meeressäuger gesehen, nur Delfine. Es ist sehr schön wenn sie am Schiff sind. Alle sind in Aufregung. Man möchte sie anfassen. Sie sind so schnell und man bekommt sie kaum auf ein Foto. Werde hier heute Vormittag noch etwas bummeln gehen. Nachmittag habe ich Backschaft und morgens Hafenwache. 04.00, hoffte auf eine ruhige Nachtwache. Leider sind noch einige von uns an Deck. Sie sind laut und betrunken.

3-3-13 15.30 AZ

Sind heute Mittag ausgelaufen Richtung Ponta Delgada/ St. Miguel. Das letzte Seestück hat begonnen ca. 90sm. Das Ablegemanöver war schwierig da der starke Wind uns auf die Pier drückte. Der Hafenmeister wollte uns fast nicht auslaufen lassen. Wir kamen nicht gut von der Pier weg und schrammten mit rollierenden Fendern Richtung offene See. Die Einheimischen staunten oder zweifelten? Doch dann winkten sie uns lange nach. (Wenn wir gewusst hätten was uns da draußen noch bevorsteht wären wir sicher noch geblieben) Nun rollen wir wieder bei schönstem Segelwind und mächtig Welle im Atlantik. Noch einmal genießen! Das tiefblaue Wasser, das gischtige schnelle Vorankommen macht Spaß! Gerade waren viele Delfine am Schiff. Ziehe gleich auf Wache 4-8(PM). Gestern Abend waren wir mit A. in einem Yachtclub gleich im Hafen. Nur Einheimische dort und sehr nett.

Wetter: Wind 6 Luft: 16° sonnig, teils bewölkt

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4-3-13 11.30 AZ

Gestern Abend auf Wache nochmals schönstes Segelwetter, zum Ende Regen. Der Wind nahm zu bis 9 bft. Morgens 4.00 hatten wir dann Sturm, 9-10 in Böen. Das wurde eine schwere Wache. Wir waren schon an der Insel St. Miguel und mussten nach Süden abfallen. Kurs 180 Grad um Zeit zu schieben. Der Wind kam aus NW in Sturmstärke später bis Orkanstärke über 60kn(11) in Böen. Schwere See, viel Seewasser an Deck. Meine Gummistiefel liefen voll. Die großen Kränkungswinkel und hohe Wellen ließen die See einfach über die Bordwand einsteigen. Einmal an Deck schwappt das Wasser hin und her wie in einer Badewanne. Eine Halse musste gefahren werden. Mit 6 Mann in der Wache zwei Masten umbrassen. Wir konnten kaum die Brassen holen so stand der Wind in den Rahsegeln. Um uns ein Szenario sondergleichen. Wind pfeift im Rigg, das Schiff rollt, See kommt ständig über und salzige Gischt fliegt ins Gesicht. Es ging nicht alles glatt. Beim Überholen des Vorstagsegels bleibt die neue Schot am Spill hängen. Segel schlägt wild und hart im Wind. Eine gefährliche Situation. Der Bootsmann schickt mich zur Brücke um Meldung zu machen. Beim lösen der Schot durch den Bootsmann steht A. so ungünstig das er von der festkommenden Schot hochgeschleudert wird und zwischen Poller und Backkiste fällt. Seine linke Schulter ist lädiert. Als ich wieder vorn bin stehen die Andern noch mit der Schot in der Hand und schreien weil A. am Boden liegt. Das Segel schlägt. Ich lasse schnell die Schot holen und belegen ehe der Winddruck zu groß wird. Ich helfe A., er will aber am Boden bleiben und nach Achtern kriechen. Dort bringen wir ihn unter Deck. Ich war sehr aufgebracht. Habe mich mit dem Botsmann und Topsi angelegt und sie kritisiert denn ich vermisste eine sichere Führung in dieser Situation. Wir hatten sehr viel Glück. Ich wünschte mir den Morgen herbei. Als es hell wurde sahen wir die wilde tobende See durch die sich unser starkes Schiff den Weg bahnte, hart am Wind Richtung St. Miguel.

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Nun müssen wir vor der Insel warten und laufen unter Maschine die Küste entlang da der Hafen bis 14.00 gesperrt ist wegen dem starken Schwell.

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5-3-13 22.30 AZ

Das Käptens-Dinner ist am laufen. Das Buffet wurde gestürmt. Viele emotionsgeladene Reden gehalten. Seemeilenbestätigungen verteilt und langsam Abschied genommen, aber die Nacht ist noch nicht vorbei. Ich packe zwischendurch die letzten Sachen zusammen.

Morgen früh 10.00 geht das Taxi zum Flughafen.

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Autor: Tom Tompson

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